A. Dvořák: Stabat mater Op. 58

Das «Stabat Mater» von Antonín Dvořák (1841-1904) gehört zu den am meisten aufgeführten Oratorien unseres Kulturkreises und besticht bis heute durch die Unmittelbarkeit seiner Tonsprache. Sein orchestraler wie vokaler Farbenreichtum und die den Text plastisch illustrierende Melodik gestalten dieses Werk zu einer beeindruckenden Folge expressiver und suggestiver Bilder.

Dvořák verkörpert mit Smetana und Janáček das Dreigestirn der tschechischen Musik bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Mit dem «Stabat Mater», diesem von vielen Komponisten vertonten Text, verbindet sich der Aufstieg Dvořáks zum Komponisten von Weltgeltung. Die ersten Skizzen entstanden bereits 1876. Die Uraufführung fand am 23. Dezember 1880 anlässlich des Jahreskonzertes des Verbandes der Musikkünstler in Prag statt. Die internationale Aufmerksamkeit zogen das Werk und sein Komponist durch die gefeierte Aufführung im Rahmen der berühmten Konzerte von Josef Barnby in der Royal Albert Hall in London auf sich. Daraufhin beauftragte man Dvořák, sein «Stabat Mater» selbst zu dirigieren. Das Konzert am 13. März 1884 in der Royal Albert Hall wurde zu einem Triumph des bis dahin international noch wenig bekannten Komponisten.

Beim Text zum «Stabat mater» handelt es sich um ein geistliches Gedicht aus dem Mittelalter, welches die Schmerzen der Muttergottes, sowie das Mitgefühl des Betrachters bei der Kreuzigung Jesu schildert. Dvořák griff in seiner Vertonung formal auf die Kantatenform zurück, indem er den Text auf zehn in sich geschlossene Sätze aufteilt. Die beiden ersten beleuchten das Leid der Mutter, die ihren Sohn am Kreuz sterben sieht. Die folgenden Sätze betonen den Wunsch des Betrachters, mit ihr zu leiden, zu weinen und zu trauern. Am Schluss des Werks schliesslich, in den beiden letzten Teilen, wird ein Ausblick auf das Paradies gegeben. Durch die thematische Verknüpfung der Einleitung mit dem Finale ergibt sich so eine zyklische Abrundung, die den kontrastierenden Bildern der anderen Sätze den sie zusammenfügenden Rahmen gibt.