Johann Sebastian Bach feilte während etwa 15 Jahren an seinem grössten geistlichen Werk und hinterliess dessen endgültige Version schliesslich in der handschriftlichen Partitur von 1736. Die Frühfassung, wesentlich kürzer als die uns heute geläufige, wurde wohl schon am Karfreitag 1727 erstmals aufgeführt. Nach Bachs Tod geriet das Werk in Vergessenheit, erlebte 1829 durch die legendäre Aufführung unter Felix Mendelssohn Bartholdy jedoch seine Renaissance.
Inhaltlich verknüpfte Bach in seiner Passion drei verschiedene Textebenen: den biblischen Passionsbericht nach Matthäus, eine Auswahl von Choralsätzen und erbauliche Texte von Picander. Seine «grosse Passion» legte er mit zwei Chören an, die sich oft zu einem einzigen Klangkörper zusammenschliessen, sich aber auch immer wieder dialogisch gegenüberstehen. Szenisch-unmittelbar entfaltet sich so vor Zuhörerinnen und Zuhörern jenes dramatische Geschehen um Jesu Verurteilung, seine Kreuzigung und seinen Tod.
Vielfältige, klanglich sehr unterschiedliche Instrumente begleiten die Arien. Sie untermalen und verstärken die Worte der Solistinnen und Solisten mit ihrem je eigenen emotionalen Ausdruck.