Johann Sebastian Bach – Johannespassion
Gründonnerstag, 2. April 2026, und Karfreitag, 3. April 2026– Änderungen vorbehalten
Gründonnerstag, 2. April 2026, und Karfreitag, 3. April 2026– Änderungen vorbehalten
Konzert:
16. November 2025, 19.30 Tonhalle Zürich
Mitwirkende:
Lenneke Ruiten, Sopran
Joachim Krause, Leitung
Francis Poulencs Stabat Mater ist ein…
14. November 2026 – Änderungen vorbehalten
Gründonnerstag, 25. März 2027, Karfreitag, 26. März 2027 – Änderungen vorbehalten
Konzerte:
Gründonnerstag, 17. April 2025, 19.30 Uhr
Karfreitag, 18. April 2025, 16.00 Uhr
Tonhalle Zürich
Mitwirkende:
Sophie Klussmann, Sopran
Silke Gäng, Mezzosopran
Manuel Günther, Tenor (Evangelist)
Emanuel Heitz, Tenor (Arien)
Simon Robinson, Bass (Arien)
Tobias Schabel, Bass (Christus)
Junge Stimmen des Konservatorium Winterthur, Kinderchor, Einstudierung: Philipp Klahm
Tonhalle-Orchester Zürich
Joachim Krause, Leitung
Programmheft zum Download
Hinweis: Wie müssen ihnen mitteilen, dass Benjamin Glaubitz (Tenor, Arien) das Konzert absagen musste. An seiner Stelle wird der Tenor Emanuel Heitz das Konzert bestreiten.
Leider fällt auch Marie-Claude Chappuis krankheitshalber aus, ihren Part übernimmt Silke Gäng.
Johann Sebastian Bach feilte während…
Die Konzerte werden unterstützt von:
Nächstes Konzert:
23. November 2024
19.30h Konzertbeginn
18.30h Werkeinführung durch den Komponisten Fabian Künzli (kleiner Tonhallesaal)
Tonhalle Zürich
Angela Denoke, Sopran
Brenden Gunnell, Tenor
Markus Eiche, Bariton
Collegium Musicum Basel, Orchester
Hornroh Modern Alphorn Quartet
Joachim Krause, Leitung
Oceana Mystica – die Auftragskomposition des jungen Schweizer Komponisten Fabian Künzli verbindet die archaischen Klänge des Hornroh Modern Alphorn Quartet mit Chor-, Solisten- und Orchesterklängen…
«Der ersten Walpurgisnacht» von Felix Mendelssohn Bartholdy liegt eine Ballade von Johann Wolfgang von Goethe zu Grunde…
unterstützt von:
und einer weiteren Stiftung.
7. November 2027 – Änderungen vorbehalten
Gründonnerstag, 13. April 2028, Karfreitag, 14. April 2028 – Änderungen vorbehalten
«Von Herzen – möge es wieder – zu Herzen gehen!»…
Die neue Komposition für Chor, Orchester, Hornroh Modern Alphorn Quartet und
Gesangssolist:innen soll auf vielschichtige Weise die Themen Meer, Sturm und sicherer Hafen
musikalisch darstellen und die geheimnisvollen Aspekte dieser Themen durchleuchten. Die
Musik schöpft aus einer Vielfalt von Gedichten über diese Themen, darunter das bedeutende
«Für Einen» von Mascha Kaléko, sowie eine breite Auswahl weiterer lyrischer Impulse.
Die Komposition soll eine reiche Palette von musikalischen Landschaften enthalten, die von
der Poesie des Meeres inspiriert sind. Von den geheimnisvollen Tiefen bis zum beruhigenden
Wellenrauschen, von der stillen Erhabenheit bis zur schillernden Lebendigkeit und vom
aufbrausenden Sturm bis zur bedrohlichen Atmosphäre – all dies soll musikalisch
eingefangen werden und durch die metaphorische und mystische Dimension des Meeres
inspiriert oder dieser gegenübergestellt werden. Nicht bloss Orchester und Sänger:innen,
sondern im Besonderen die Klänge des Hornroh Modern Alphorn Quartet (mit seinen
gestimmten Schneckenhörnern), verleihen der Musik eine mystische Note. Sie ergänzen
damit die lyrische Vielfalt der Gedichte und tragen zur facettenreichen Klangästhetik bei.
Meine Neukomposition weist inhaltlich höchstens marginale Bezüge zu Felix Mendelssohns
«Walpurgisnacht» auf, das Werk, welches an den betreffenden Konzerten stets im Anschluss
aufgeführt wird. Indessen findet meine Komposition subtile Inspiration in der Ausdruckskraft
und den musikalischen Charakteren von Mendelssohns «Walpurgisnacht». Die Emotionen
und die Intensität der Musik sollen beide Werke verbinden, und gleichsam bleibt meine
Komposition eine individuelle künstlerische Reise durch die mystische Poesie des Meeres.
Fabian Künzli, 08.12.2023
Sergei Rachmaninows gross angelegter Chorzyklus Ganznächtliche Vigil, op. 37 (russ. Всенощное бдение „Abendlied“ oder „Vigilie“), der 1915 inmitten des Ersten Weltkriegs entstand, besteht aus 15 geistlichen Gesängen für unbegleiteten Chor und gilt als ein Höhepunkt der russisch-orthodoxen Chormusik. Der erste Satz, häufig auch „Nachtwache“ genannt, basiert auf dem liturgischen Text „Приидите, поклонимся“ („Kommt, lasst uns anbeten den König, unseren Gott“) und eröffnet die Vigilie mit einer Atmosphäre tiefen inneren Friedens und spiritueller Sammlung. Die Musik beginnt mit einem feierlich-ruhigen, beinahe mystischen Klang, der durch die charakteristische Klangfülle des russischen Basses geerdet wird. Rachmaninow verwendet bewusst Elemente der alten byzantinischen Kirchengesänge (Znamennyj-Ritus), die er jedoch durch seine romantisch geprägte Tonsprache erweitert. Polyphonie und homophone Chorblöcke wechseln sich ab, wodurch eine Klangarchitektur entsteht, die gleichzeitig archaisch und modern wirkt. Der Chor agiert rein a cappella – ein Ausdruck tiefer, unvermittelter Religiosität ohne musikalischen „Schein“. Besonders eindrucksvoll ist die Art, wie Rachmaninow mit Dynamik, Harmonie und Raum arbeitet. Die Musik entfaltet sich wie ein spiritueller Atem, getragen von dunklem Glanz und kontemplativer Ruhe – ein Gebet in Klangform. Die Ganznächtliche Vigil ist somit nicht nur ein grosses liturgisches Werk, sondern auch ein meditatives Klangbild, das Rachmaninows persönliche Frömmigkeit und seine tiefe Verbundenheit mit der russischen Liturgie spürbar macht.
Der Chor singt 5 Sätze aus dem Werk (ca. 30 Min.).
Francis Poulencs Stabat Mater (ca. 35 Min.) ist ein sakrales Chorwerk für Sopran-Solo, gemischten Chor und Orchester, das 1950 komponiert wurde. Es gehört zu den bedeutendsten geistlichen Kompositionen des 20. Jahrhunderts und zeigt Poulencs tiefe spirituelle Ausdruckskraft in Verbindung mit seiner charakteristischen Musiksprache – einer Mischung aus Klarheit, Melancholie und feinem, manchmal auch überraschendem Humor. Das Werk basiert auf dem mittelalterlichen Gedicht Stabat Mater dolorosa, das das Leid der Gottesmutter Maria unter dem Kreuz ihres Sohnes Jesus Christus schildert. Poulenc vertonte alle 12 traditionellen Strophen des lateinischen Textes, unterteilt in zwölf kurze Sätze, die zwischen tiefem Ernst, kontemplativer Stille und strahlender Hoffnung changieren. Die Komposition entstand aus einem persönlichen Schicksal heraus: Der Tod seines Freundes Christian Bérard im Jahr 1949 veranlasste Poulenc, über ein Requiem nachzudenken. Schliesslich entschied er sich für das Stabat Mater und begann die Arbeit daran während einer Pilgerreise zur Schwarzen Madonna im französischen Rocamadour – ein Ort, der bereits Jahre zuvor seine Rückkehr zum Glauben geprägt hatte.
Poulencs Vertonung zeichnet sich durch eine klare formale Struktur und eine ökonomische, aber effektvolle Orchesterbehandlung aus. Der Chor agiert oft homophon, was dem Textverständnis dient, während einzelne Sätze auch durch dramatische Kontraste oder expressive Solopassagen (insbesondere im Sopran) geprägt sind. Die Harmonik bewegt sich zwischen tonaler Klarheit und modalen Einfärbungen, wobei Poulenc auch moderne Dissonanzen sparsam, aber gezielt einsetzt. Trotz des ernsten Inhalts vermeidet Poulenc Pathos. Stattdessen dominiert eine Haltung stiller Andacht und tief empfundener Emotion. Der abschliessende Satz „Quando corpus morietur“ schliesst das Werk mit einer atmosphärischen Ruhe und Hoffnung ab – ein musikalisches Gebet für Trost und Erlösung.
Francis Poulencs Gloria (ca. 25 Min.) für Sopran, gemischten Chor und Orchester wurde 1959 komponiert und zählt zu seinen bekanntesten und beliebtesten geistlichen Werken. Es entstand im Auftrag der Koussevitzky Foundation und wurde 1961 in Boston uraufgeführt. Das Werk vereint liturgischen Ernst mit lebensfroher Frische – typisch für Poulencs ganz eigene Tonsprache zwischen Spiritualität, Ironie und melodischem Esprit. Poulenc vertonte den liturgischen Gloria-Text aus der lateinischen Messe in sechs Sätzen. Dabei variiert die Musik stark im Charakter – vom majestätisch-erhabenen Beginn über verspielte, fast tänzerische Passagen bis hin zu meditativen und innigen Momenten. Besonders auffällig ist der Wechsel zwischen strahlenden Chorsätzen und intimen Sopran-Soli, die dem Werk eine emotionale Tiefe und Vielschichtigkeit verleihen. Stilistisch mischt Poulenc klare diatonische Harmonien mit überraschenden Wendungen, französischer Eleganz und gelegentlichen jazzartigen Rhythmen. Trotz der kirchlichen Vorlage vermeidet das Gloria jede Schwermut. Vielmehr vermittelt es einen freudvollen, manchmal sogar augenzwinkernden Zugang zum Glauben – Poulenc selbst sprach davon, dass er sich beim Komponieren eine Szene mit Benediktinermönchen vorgestellt habe, „die beim Fussballspielen ihre Soutanen hochheben“. Das Werk ist ein leuchtendes Beispiel für die geistige Versöhnung von weltlicher Lebensfreude und religiöser Tiefe – und damit ein eindrucksvoller Ausdruck von Poulencs persönlicher Religiosität, die er nie dogmatisch, sondern immer zutiefst menschlich verstand.
Die weltliche Kantate Die erste Walpurgisnacht für Soli, Chor und Orchester komponierte
Felix Mendelssohn-Bartholdy im Jahre 1833. Jedoch erfuhr das Werk mehrere Überarbeitungen, bis der
Komponist schliesslich eine zweite endgültige Fassung erstellte.
Basierend auf der gleichnamigen Ballade von Johann Wolfgang von Goethe liess sich der
Komponist zu einer grossangelegten und plastischen Darstellung des Konflikts zwischen einer
alten heidnischen Gemeinschaft und den neuen Bestrebungen der Christianisierung
inspirieren. Es war von Anfang an Goethes Bestreben, seine Ballade von einem Komponisten
vertonen zu lassen. Mendelssohn stand denn auch in brieflichem Kontakt mit dem
Dichterfürsten.
Wir kennen die Walpurgisnacht heute als nächtliches Gelage im Frühling, das auf der mehr
oder weniger fantastischen Vorstellung eines Hexensabbats beruht. In Mythologie und
Geschichte wird sie außerdem eng mit dem Gipfel des Brocken assoziiert, dem höchsten Berg
des Harz (Deutschland). Heutige Konzertbesucher sind sich in der Regel nicht darüber im
Klaren, dass jene Nacht für Goethe, Mendelssohn und deren Zeitgenossen eine vorgegebene
Feier war, die an Jahrhunderte des Unfriedens, der Konflikte, der Mysterien und der Gewalt
gemahnte. Im Wesentlichen geht es um religiöse Intoleranz und die düsteren Grenzen
zwischen dem Natürlichen und dem Übernatürlichen, die Grenzen zwischen Gewissheiten
und dem, was wir nicht wissen können.
Das Werk beginnt mit einer programmatischen Ouvertüre, deren zwei Teile mit «Das
schlechte Wetter» und «Übergang zum Frühling» überschrieben sind. Die Musik gibt mit rein instrumentalen Mitteln die zunächst düstere Atmosphäre des Naturereignisses wieder, um dann im zweiten Teil in eine fröhlichere, aufgeweckte Frühlingsstimmung einzumünden.
Anschliessend folgen die 9 Nummern des Vokalteils. Es beginnt mit ‚Es lacht der Mai’ für
Solotenor und Chor. Diese volksliedhafte, Lebensfreude wiedergebende chorische
Manifestation ist der Kontrapunkt zum bedrohlichen Beginn. Höhepunkt ist der zentrale
Chorsatz (Nummer 4, «Verteilt euch, wackre Männer, hier»), der die Inszenierung des Spuks
zur Absicherung des alten Rituals in aller Dynamik entfalten lässt. Das Werk endet mit einem
melodisch ausgreifenden Hymnus in strahlendem C-Dur.
Die Uraufführung der zweiten, hier verwendeten Fassung, fand im Jahre 1812 unter der
Leitung des Komponisten im Gewandhaus in Leipzig statt. Unter den Zuhörern waren Robert
Schumann und Hector Berlioz, die sich sehr begeistert über das Werk äusserten.
Programmheft zum Download
Nächstes Konzert:
28. und 29. März 2024, Tonhalle Zürich
Lenneke Ruiten, Sopran
Marie-Claude Chappuis, Mezzosopran
Manuel Günther, Tenor
Thomas E. Bauer, Bariton
Tonhalle Orchester Zürich
Joachim Krause, Leitung
Benjamin Brittens (1913 -1976) «War Requiem», op. 66 ist keine Totenmesse wie jede andere. Schon der Titel, der das kurze Wort »War« (Krieg) mitführt, verrät, hier ist etwas Besonderes gemeint und es wird ein anderer Ton angeschlagen. Der Chor setzt gehetzt und ruhelos ein, das Orchester arbeitet sich nur mühsam aus musikalischen Grabestiefen hervor. Keine Melodie hüllt den Zuhörer behaglich ein und verspricht »Requiem aeteram«, ewige Ruhe. Obwohl sich das Stück einreiht in die Liste monumentaler Requiem-Vertonungen, ist es doch eine ungemein persönliche Komposition und ein eindringlicher Appell für den Frieden. Britten selbst nannte es »eines meiner wichtigsten Werke«.
Brittens Komposition entstand aus Anlass der Einweihung der neuen Kathedrale von Coventry im Jahre 1962. Die von der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg schwer zerstörte englische Industriestadt entschloss sich, ihre Kathedrale als Mahnmal an den schrecklichen Krieg in erneuerten Formen wiederaufzubauen. Die Wahl für den Kompositionsauftrag fiel nicht zufällig auf Benjamin Britten, war er doch als aktiver Pazifist bekannt, der den Kriegsdienst verweigert hatte und deshalb die ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs in den USA verbringen musste. Brittens kompromisslose Antikriegsüberzeugung kommt im »War Requiem« musikalisch wie textlich eindringlich zum Ausdruck.
Als Textgrundlage für das Werk dient einerseits der kanonische, übliche, lateinische Text der Requiemsliturgie, anderseits wird dieser aber durch Gedichte in englischer Sprache des Dichters Wilfred Owen (1893-1918) ergänzt. Wie viele junge Männer seiner Generation war Owen, irregeführt von romantisierender Kriegsliteratur und Propaganda, mit der Vorstellung in den Ersten Weltkrieg gezogen, ein Abenteuer erleben zu können und als guter Patriot das Vaterland gegen die deutschen »Barbaren« zu verteidigen. Die Schrecken der modernen Kriegsführung und die brutale Realität trafen die jungen Soldaten nahezu unvorbereitet. Owen selbst fiel mit gerade 25 Jahren an der Front in Frankreich –eine Woche vor dem Ende des Ersten Weltkriegs. Durch die Auswahl von neun Kriegsgedichten schafft Britten im »War Requiem« so anschauliche wie bestürzende Bilder, die die Schrecken und Sinnlosigkeit des Krieges verdeutlichen –obgleich er die brutalsten Texte Owens sogar noch aussen vorliess. Der narrative Spannungsbogen zeichnet die Karriere eines Soldaten im Ersten Weltkrieg nach, angelehnt an Owens militärische Laufbahn. Dabei stellt Brittens unmissverständliche Tonsprache immer wieder akustische Bezüge zur Front her. Besonders geschickt ist die Verschränkung mit dem lateinischen Messetext gestaltet, sodass die Kriegsgedichte den Messetext mal ironisch, mal beißend, sarkastisch kommentieren und dessen Inhalte in vielen Teilen in Frage stellen. Die unterschiedlichen Ebenen der Erzählstruktur verdeutlicht Britten durch den Einsatz mehrerer musikalischer Klangkörper –ein vierstimmiger Chor, ein Knabenchor sowie drei Gesangssolisten übernehmen die vokalen Teile. Die Owen’schen Gedichte werden vom Tenor, begleitet von einem Kammerorchester, vorgetragen und in äussert eindringlicher, intensiver, besonders textnaher Manier vertont. Das »War Requiem« verheißt keine paradiesischen Zustände, sondern warnt eindringlich vor den Konsequenzen ungelöster Konflikte. So steht Benjamin Brittens Monumentalwerk damals wie heute als Mahnmal gegen den Krieg und als Appell für den Frieden.
11. November 2023, Tonhalle Zürich
19.30 Uhr Konzert, 18.45 Uhr Werkeinführung
12. November 2023, Stadtcasino Basel
Der Gemischte Chor Zürich
Basler Bach-Chor
Knabenkantorei Basel
Susanne Bernhard, Sopran
Thomas Mohr, Tenor
Markus Eiche, Bariton
Joachim Krause, Leitung
Benjamin Brittens (1913 -1976) «War Requiem», op. 66 ist…
Werkeinführung: Dr. Kara McKechnie
Nächstes Konzert in der Tonhalle Zürich:
Gründonnerstag und Karfreitag 2023
Margarita Vilsone, Sopran
Deirdre Angenent, Mezzosopran
Jason Kim, Tenor
Tobias Schabel, Bass
Tonhalle-Orchester, Zürich
Joachim Krause, Leitung
Die 1874 zum ersten Todestag des italienischen Dichters Alessandro Manzoni in Mailand uraufgeführte Messa da Requiem von Giuseppe Verdi ist das Zeugnis eines Künstlers, der sich die Wahrhaftigkeit der Menschendarstellung als oberstes Ziel setzte. Das gilt für seine Opern wie für das Requiem, dessen Text Verdi zu einer Darstellung von überwältigender Eindringlichkeit und Direktheit des Ausdrucks inspirierte. Das Requiem – oder die Messa da Requiem, wie der Originaltitel lautet – hat Verdi aus demselben Geist herausgeschrieben. Deshalb verwundert es nicht, dass das Werk schon von seinen Zeitgenossen als „Oper in liturgischem Gewand“ bezeichnet wurde. Auch wenn Verdis Requiem umstandslos dem Text der katholischen Liturgie folgt, so geht die musikalische Gestaltung doch über die genuin christliche Vorstellung von Tod und Auferstehung hinaus und bezieht auch andere Deutungen mit ein.
Anschaulich lässt Verdi seine Totenmesse beginnen. Der italienische Komponist Ildebrando Pizzetti (1880–1968) sah hier eine trauernde Gemeinde vor dem geistigen Auge vorbeiziehen: »Man sieht förmlich zunächst einen undurchdringlichen Schatten und dann ein klares, sanftes Licht: Im Schatten menschliche Wesen, die sich in Schmerz und Furcht krümmen; im Licht recken sie ihre Arme gen Himmel, um Milde und Verzeihung zu erflehen. Diese Musik ist Vergegenwärtigung von Trauer und Hoffnung.« In der zentralen Sequenz Dies irae, die das Jüngste Gericht beschreibt, fährt Verdi dann alles auf, was Orchester und Chor zu bieten haben: Donnernde Schläge der Großen Trommel, Fortissimo-Ausbrüche und rasende Läufe in den Streichern zeichnen eine musikalische Abfolge von Schreckensvisionen – laut, gewaltig und von höchster dramatischer Qualität. Bildlich wird es auch in Abschnitten wie dem Tuba mirum, in dem Verdi effektvolle Ferntrompeten einsetzt, oder im Rex tremendae, das im Orchester wortwörtlich großes Zittern vor dem »König schrecklicher Gewalten« hervorruft. Dem gegenüber stehen die innigen Solopartien und Ensembles wie das eindringliche Quid sum miser oder das Schuldbekenntnis Ingemisco, die das Fühlen des hoffnungsvollen Individuums erlebbar werden lassen. Ganz anders das Offertorium, die Gabenbereitung, für das Verdi eine viel intimere und transparentere Klangsprache wählte. Es folgen das triumphale, als doppelchörige Fuge angelegte Sanctus und das anmutige Agnus Dei, dessen ganz nach innen gekehrtes A-cappella-Solo von Sopran und Mezzosopran zu den schlichtesten und gleichzeitig schönsten Melodien gehört, die Verdi jemals geschaffen hat. Statt sein Requiem wie üblich mit dem Lux aeterna enden zu lassen, der Bitte nach ewigem Licht, beschliesst Verdi sein Werk mit einem Libera me, das traditionell eigentlich gar nicht zur Totenmesse gehört. Gerade weil er das ganze Werk aus diesem Satz heraus entwickelte, wirkt es wie eine Reminiszenz, eine Zusammenfassung. Noch einmal führt der Furor des Dies irae den Hörern die Schrecken des Todes vor Augen und Ohren; auch das Requiem aeterneam, die Bitte um ewige Ruhe, erklingt erneut. Ein letztes Mal äußern Chor und Sopran schließlich den Erlösungswunsch Libera me (Errette mich) – hoffnungsvoll und zugleich als Ausdruck elementarer Angst. Den Schluss lässt Verdi damit bewusst offen.
Nächstes Konzert in der Tonhalle Zürich
Mittwoch, 23. November 2022, 19.30 Uhr
Michaela Kaune, Sopran
Martina Dike, Mezzosopran
Peter Sonn, Tenor
Tobias Schabel, Bass
Basel Sinfonietta, Orchester
Joachim Krause, Leitung
«Von Herzen – möge es wieder – zu Herzen gehen!» – dies steht über dem Autograph von Beethovens Partitur zur Missa solemnis (Bild). Für den Komponisten war seine Arbeit also eine Herzensangelegenheit und so ist das Werk das Ergebnis einer höchst intensiven Beschäftigung Beethovens mit dem Thema Messe überhaupt. Dies ist nicht selbstverständlich, denn der Komponist war kein frommer Kirchgänger und in seinen Briefen äussert er sich teilweise sehr kritisch der katholischen Kirche und ihren Riten gegenüber. Und dennoch hat er zugesagt, als man ihm den Auftrag erteile, für die Inthronisation seines Mäzens und Gönners Erzherzog Rudolf zum Erzbischof von Olmütz eine Messe zu komponieren. Die Feier war auf März 1820 angesetzt und Beethoven unterbrach die Arbeit an all seinen aktuellen Kompositionen, um sich voll und ganz dem neuen Auftrag zu widmen. Doch schon bald kam die Arbeit ins Stocken und das Werk konnte nicht termingerecht vollendet werden. Obwohl in der Folgezeit andere Kompositionen entstanden kam Beethoven immer wieder auf die Messe zurück und arbeitete in unregelmässigen Abständen weiter an der Partitur. Befreit vom zeitlichen Druck des Auftrags und einer konventionellen Aufführung im kirchlich-liturgischen Rahmen entwickelte sich das Werk zu ungeahnter Grösse und Komplexität. Beethoven selber bezeichnete, wohl nicht zuletzt auch aus Werbegründen seinen Verlegern gegenüber, die Messe als sein «grösstes Werk». Doch die Superlativen sind durchaus real: Mit einer Aufführungsdauer von fast anderthalb Stunden und einem, für die damalige Zeit, überaus grossen Orchester, und nicht zuletzt aufgrund der ausserordentlich hohen technischen Anforderungen an Solisten, Chor und Orchester, war an eine kirchliche Aufführung nicht zu denken. So kam es denn auch im nicht katholischen St. Petersburg zur Uraufführung der Missa solemnis durch die dortige Philharmonische Gesellschaft. An einem denkwürdigen Akademie-Konzert im Wiener Kärntnertor-Theater 1824 standen nebst der Uraufführung der Neunten Sinfonie auch einzelne Sätze aus der Missa solemnis auf dem Programm.
Beethoven befasste sich während der Komposition sehr intensiv mit dem Messe-Thema und auch mit der Kirchenmusik seiner Vorfahren, so sind Elemente des gregorianischen Gesangs als auch in kirchentonalen Modi gestaltete Passagen im Werk zu finden. Ebenso ist eine starke Beschäftigung mit der Fugentechnik der barocken Meister wie Händel oder Bach erkennbar. Indem Beethoven diese traditionellen Satztechniken anwendet, sie aber gleichzeitig mit dramatischen, ja opernhaften, Ausdrucksweisen verbindet, entsteht ein durchaus neuartiges Ganzes. Trotz der formalen Loslösung von einem kirchlichen Gebrauch der Messe will Beethoven sowohl bei den Zuhörern als auch den Ausführenden durchaus religiöse, andächtige Gefühle wecken, aber eben in einem übergeordneten menschlichen Sinne, losgelöst von einem Dogma oder gottesdienstähnlichen Rahmen.
Das «Stabat Mater» von Antonín Dvořák (1841-1904) gehört zu den am meisten aufgeführten Oratorien unseres Kulturkreises und besticht bis heute durch die Unmittelbarkeit seiner Tonsprache. Sein orchestraler wie vokaler Farbenreichtum und die den Text plastisch illustrierende Melodik gestalten dieses Werk zu einer beeindruckenden Folge expressiver und suggestiver Bilder.
Dvořák verkörpert mit Smetana und Janáček das Dreigestirn der tschechischen Musik bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Mit dem «Stabat Mater», diesem von vielen Komponisten vertonten Text, verbindet sich der Aufstieg Dvořáks zum Komponisten von Weltgeltung. Die ersten Skizzen entstanden bereits 1876. Die Uraufführung fand am 23. Dezember 1880 anlässlich des Jahreskonzertes des Verbandes der Musikkünstler in Prag statt. Die internationale Aufmerksamkeit zogen das Werk und sein Komponist durch die gefeierte Aufführung im Rahmen der berühmten Konzerte von Josef Barnby in der Royal Albert Hall in London auf sich. Daraufhin beauftragte man Dvořák, sein «Stabat Mater» selbst zu dirigieren. Das Konzert am 13. März 1884 in der Royal Albert Hall wurde zu einem Triumph des bis dahin international noch wenig bekannten Komponisten.
Beim Text zum «Stabat mater» handelt es sich um ein geistliches Gedicht aus dem Mittelalter, welches die Schmerzen der Muttergottes, sowie das Mitgefühl des Betrachters bei der Kreuzigung Jesu schildert. Dvořák griff in seiner Vertonung formal auf die Kantatenform zurück, indem er den Text auf zehn in sich geschlossene Sätze aufteilt. Die beiden ersten beleuchten das Leid der Mutter, die ihren Sohn am Kreuz sterben sieht. Die folgenden Sätze betonen den Wunsch des Betrachters, mit ihr zu leiden, zu weinen und zu trauern. Am Schluss des Werks schliesslich, in den beiden letzten Teilen, wird ein Ausblick auf das Paradies gegeben. Durch die thematische Verknüpfung der Einleitung mit dem Finale ergibt sich so eine zyklische Abrundung, die den kontrastierenden Bildern der anderen Sätze den sie zusammenfügenden Rahmen gibt.
Konzert in der neueröffneten Tonhalle Zürich am
Donnerstag, 14. Oktober 2021, 19.30 Uhr
Susanne Langbein, Sopran
Detlef Roth, Bariton
A stirring Brahms Requiem…
Liebes Publikum, alle bereits bezahlten Tickets werden selbstverständlich zurückerstattet. Bitte füllen Sie dazu das Rückerstattungsformular des Tonhalle-Orchesters aus, das Sie unter diesem Link finden.
Falls Sie sonstige Fragen haben im Zusammenhang mit der Rückerstattung, wenden Sie sich bitte direkt an konzertsekretariat@gemischter-chor.ch
Gründonnerstag, 18. April 2019, 19.30 Uhr
Karfreitag, 19. April 2019, 16.00 Uhr
Tonhalle Maag, Zürich
Amelia Scicolone, Sopran
Roswitha Müller, Mezzosopran
Emanuel Heitz, Tenor
Jose Coca Loza, Bass
Tonhalle Orchester, Zürich
Joachim Krause, Leitung
Als Mozart starb, hinterliess er nur…
Das einzige Oratorium von Ludwig van Beethoven schildert…
NZZ-online: Presseartikel von Thomas Schacher, 19.4.2019, 17:19 Uhr
zum PDF, April 2019, NZZonline
Seen and heard international, Casey Creel, 20.4.2019
Psalmtexte inspirierten Mendelssohn während seines gesamten Schaffens. Nebst A‑cappella-Sätzen hinterliess er fünf grosse Orchesterpsalmen. Eines der schönsten Werke ist zweifellos die Psalmkantate op. 42 für Sopran, gemischten Chor und Orchester aus den Jahren 1837 und 1838. Mendelssohn vertonte darin den Psalm 42 nach Luthers Übersetzung «Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser».
Die Uraufführung der ersten Fassung fand am 1. Januar 1838 im Gewandhaus Leipzig statt. Im Frühjahr des gleichen Jahres folgte die überarbeitete, endgültige Fassung. Die Psalmkantate wurde zu Lebzeiten des Komponisten häufig aufgeführt und auch vom selbstkritischen Mendelssohn als eine seiner besten Kirchenkompositionen eingeschätzt. Robert Schumann bewertete 1837 den 42. Psalm als «die höchste Stufe, die er (Mendelssohn) als Kirchenkomponist, ja die neuere Kirchenmusik überhaupt, erreicht hat».
Dauer: ca. 30 Minuten
Quellen: Wikipedia, SRF Kultur
.
Mit dem deutschen Requiem schuf der 33-jährige Brahms sein umfangreichstes Werk und schaffte damit den Durchbruch in der breiten Öffentlichkeit. Die grosse romantische Komposition beginnt mit den Worten «Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden». – Und eigentlich könnte man diese Worte als Motto über das gesamte Werk setzen. Denn im Gegensatz zu den lateinischen Totenmessen von Mozart oder Verdi folgt Brahms’ Werk weder der katholischen Liturgie noch thematisiert es die Schrecken des Jüngsten Gerichts. Der Musikkritiker Peter Eidenbenz wirft gar die Frage auf, inwiefern es überhaupt ein Requiem sei, und nennt es «ein poetisches Stück mit einem klaren, ethischen Anspruch».
Brahms berührend-menschliches Werk basiert auf Bibeltexten, in denen zärtlicher Trost und der Glaube an die Überwindung des Todes durch das Leben zentral sind.
Dauer: ca. 1h 15 Minuten
Quellen: Wikipedia, SRF Kultur
.
Sonntag, 25. November, 17.00 Uhr, Tonhalle Maag, Zürich
Susanne Langbein, Sopran
Morgan Moody, Bass
Matthew Grills, Tenor
Juliane Luster, Moderation (in L’elisir d’amore)
Musikkollegium, Winterthur
Joachim Krause, Leitung
Ein Chor sucht den passenden Zaubertrank, Interview der NZZ mit dem Gemischten Chor Zürich, NZZ vom 23.11.2018 als PDF
Der gerade mal 21-jährige Komponist Giacomo Puccini (1858-1924), Spross einer Kirchenmusikerfamilie…
Sonntag, 20. November 2016, 17 Uhr, Tonhalle Zürich
Lenneke Ruiten, Sopran
Anja Schlosser, Mezzo
Maarten Engeltjes, Countertenor
James Elliott, Tenor
Martin Hässler, Bass
Valentina Marghinotti, Engel
Joachim Krause, Leitung
Wie alle seine Kompositionen, schuf Händel auch das Oratorium «Jephtha» …
In Kombination zu Puccinis Messa di Gloria erklingen im zweiten Teil des Abends Chöre und Arien aus Donizettis Oper L’elisir d’amore – Der Liebestrank, deren Wärme und Schmelz eine fast ebenso berauschende Wirkung entfalten wie ein Liebestrank. Eine Sprecherin verbindet die einzelnen Teile miteinander, indem sie die Geschichte von Nemorino erzählt, dem Bauern aus L’elisir d’amore, der sich in eine reiche und selbstsichere junge Gutsbesitzerin verliebt. Angesichts eines gut situierten Rivalen wähnt er sich chancenlos und versucht, die Angebetete mit Hilfe eines Liebestranks, eben dem L’elisir d’amore, zu gewinnen, was ihm aber nicht gelingt. Lange verzehrt er sich in unerwiderter Liebe und heuert schliesslich verzweifelt beim Militär an, bereit, selbst den Tod in Kauf zu nehmen. Diese Liebestat bewegt endlich das Herz der Gutsbesitzerin und sie gesteht ihm ihre Liebe, sodass die Oper mit zwei Menschen im Glück endet.
Die Uraufführung von L’elisir d’amore am 12. Mai 1832 wurde zu einem der grössten Erfolge in Donizettis Karriere und zählt heute zu den zwölf meistgespielten Opern.
Quellen
Wikipedia
Der Opernführer (SRF Kultur)
Der gerade mal 21-jährige Komponist Giacomo Puccini (1858-1924), Spross einer Kirchenmusikerfamilie, hätte es sich wohl kaum träumen lassen, dass seine Abschlussarbeit am Konservatorium dereinst auf breites Interesse stossen würde. Jedenfalls veröffentlichte er das vollständige Manuskript seiner Messe «Messa di Gloria» für Soli, Chor und Orchester nie. Erst 28 Jahre nach seinem Tod begann der Siegeszug dieses Jugendwerks unter dem Namen Messa di Gloria. Ihren Namen verdankt die Messe dem Umstand, dass das Gloria länger ist als alle restlichen Teile zusammen. Opernhaft anmutende Chöre, liedartige Melodieführungen und eine schwungvolle Frische, in der Puccinis Meisterschaft als Opernkomponist bereits zu hören ist, sicherten dem Werk nach seiner Wiederentdeckung 1952 eine stets wachsende Beliebtheit.
Quelle
Stifts-Chor Köln, Judith Rossbach
Gründonnerstag, 2.4.2015, 19.30 Uhr
Karfreitag, 3.4.2015, 16.00 Uhr
Tonhalle Zürich, Grosser Saal
Joachim Krause, Dirigent
Ivana Rusko, Sopran
Marie-Claude Chappuis, Mezzosopran
Benjamin Glaubitz, Tenor
Georg Gädker, Bariton
Johann Sebastian Bach feilte während etwa 15 Jahren an seinem grössten geistlichen Werk und hinterliess dessen endgültige Version schliesslich in der handschriftlichen Partitur von 1736. Die Frühfassung, wesentlich kürzer als die uns heute geläufige, wurde wohl schon am Karfreitag 1727 erstmals aufgeführt. Nach Bachs Tod geriet das Werk in Vergessenheit, erlebte 1829 durch die legendäre Aufführung unter Felix Mendelssohn Bartholdy jedoch seine Renaissance.
Inhaltlich verknüpfte Bach in seiner Passion drei verschiedene Textebenen: den biblischen Passionsbericht nach Matthäus, eine Auswahl von Choralsätzen und erbauliche Texte von Picander. Seine «grosse Passion» legte er mit zwei Chören an, die sich oft zu einem einzigen Klangkörper zusammenschliessen, sich aber auch immer wieder dialogisch gegenüberstehen. Szenisch-unmittelbar entfaltet sich so vor Zuhörerinnen und Zuhörern jenes dramatische Geschehen um Jesu Verurteilung, seine Kreuzigung und seinen Tod.
Vielfältige, klanglich sehr unterschiedliche Instrumente begleiten die Arien. Sie untermalen und verstärken die Worte der Solistinnen und Solisten mit ihrem je eigenen emotionalen Ausdruck.